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Der Begründer des  Krav Maga: Imrich Lichtenfeld (Imi Sde-or)

Der Mensch

Imrich („Imi“) Lichtenfeld wurde 1910 in Budapest geboren und wuchs in Bratislava in der Slowakei auf. Sein Vater, Samuel Lichtenfeld, schloss sich mit 13 Jahren einem Wanderzirkus an, gründete später einen Verein für Gewichtheben sowie Kraftsport („Herkules“) und wurde schließlich Polizeiausbilder für Selbstverteidigung. Dieser Werdegang seines Vaters beeinflusste Imis Entwicklung elementar.

Der Sportler

Imi widmete sich vielen Sportarten. Er begann mit Schwimmen, wechselte dann allerdings zur Gymnastik, wobei Ringen und Boxen folgten.

Politische Unruhen

Der Ende der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts in Europa grassierende Antisemitimus erreichte auch die Slowakei und führte zu entsprechenden Ausschreitungen. Imi stellte aus jüdischen Ringern sowie Boxern eine Schutztruppe für die jüdische Bevölkerung Bratislavas auf. In den darauffolgenden Straßenschlachten erkannte Imi, dass sportliche oder zu kunstvolle Techniken nicht für einen wirklichen Überlebenskampf geeignet sind. Er begann daraufhin, aus einfachen Grundlagen effektive Methoden für den Nahkampf zu entwickeln.

Die Flucht

1940 floh Imi aus der Slowakei. Diese Flucht, die sich durch ihre tragischen Umstände zu einer Odyssee entwickelte, beinhaltet den Beweis für seine unbedingte Willensstärke sowie seine Selbstdisziplin in jeder erdenklichen Situation.
Zu Beginn reiste Imi über die  Donau in die Ägäis. Häufig musste er ins Wasser springen, um über Bord gegangene Passagiere zu retten oder Pakete mit Nahrungsmitteln einzusammeln. Dabei zog er sich eine Ohrenentzündung zu, die in ihrer Entwicklung lebensbedrohliche Ausmaße annahm.
Als ein Kessel an Bord des Schiffes „Pentcho“ explodierte und dieses vor der griechischen Insel Kaminalisi auf Grund laufen ließ, brachen Imi sowie vier seiner Freunde in einem Ruderboot auf, um auf der Insel Kreta Hilfe zu holen. Das Ruderboot erreichte Kreta jedoch nie, da starke Winde die Anstrengungen der fünf zunichtemachten und das Boot abtreiben ließen. Bei Tagesanbruch des fünften Tages nahm ein englisches Kriegsschiff die fünf Überlebenden auf und brachte sie in das ägyptische Alexandria, wo Imi aufgrund seines sich ernsthaft verschlechterten Gesundheitszustandes in das dortige jüdische Krankenhaus eingeliefert und dort mehrfach operiert wurde. Im Rahmen eines Besuches seines Freundes Joseph Hertz, der ihn fünfzig Jahre später in Israel besuchte, erfasste Imi in Gänze, dass er seinerzeit knapp dem Tode entronnen war und die Ärzte ihm seinerzeit keine großen Chancen hinsichtlich einer Genesung einräumten.

Die Zeit danach

Nach erfolgter Genesung schloss sich Imi der tschechischen Legion an, die während des Zweiten Weltkriegs unter dem Kommando der britischen Armee stand. Er diente etwa eineinhalb Jahre und hielt sich während dieses Zeitraums in verschiedenen Gebieten des Nahen Ostens, darunter Libyen, Syrien, dem Libanon sowie Ägypten auf. Zu seinem Abschied erbat underhielt Imi die Einreisegenehmigung für das damalige Palästina. Gleichzeitig hebräisierte er seinen Familiennamen in Sde-Or. Zum damaligen Zeitpunkten dienten einige von Imis Freunden sowie ehemaligen Schülern in der Hagana – Widerstandsbewegung, dem militärischen Vorgänger des IDF (Israel Defense Forces). Nachdem Imi General ItzchakSadeh, dem Leiter der Hagana vorgestellt wurde und dieser ihn wegen seiner besonderen Talente im Nahkampf sofort in der Organisation aufnahm, begann Imi 1944 damit, Kämpfer der Hagana in seinen Fachgebieten, der körperlichen Fitness, Schwimmen, dem Gebrauch des Messers sowie die Verteidigung gegen dieses, auszubilden. Während dieser Zeit trainierte Imi mehrere Einheiten der Hagana sowie der Palmach (dem Vorläufer derSpezialeinheiten des IDF) einschließlich deren Marine-Kommando-Einheit Palgam sowie Polizeitruppen.

1948, zeitgleich mit der Gründung des Staates Israels sowie der IDF, wurde Imi Chefausbilder für körperliche Fitness sowie Krav Maga an der School of Combat Fitness (Militärische Kampfschule). Während seiner ungefähr zwanzig Jahre andauernden Tätigkeit für die IDF entwickelte sowie verfeinerte er seine einzigartige Selbstverteidigungs- und Nahkampfmethode. Imi trainierte die Elitekämpfer der israelischen Spezialeinheiten persönlich und bildete viele Jahrgänge zu qualifizierten Krav Maga – Instruktoren aus, wofür ihm die Anerkennung der höchsten israelischen Kommandeure zuteilwurde.

Imis Idee des Krav Maga war von den drei elementaren Aspekten geprägt, den besonderen Anforderungen der IDF entgegen zu kommen. Krav Maga sollte leicht erlernbar sowie anwendbar sein. Jeder Soldat, ob der Büroangestellter oder Kämpfer einer Spezialeinheit ist, sollte innerhalb der kürzest möglichen Trainingszeit den erforderlichen Leistungsstand erreichen können. Der Leistungsstand des Soldaten sollte dabei mit einem Minimum an Kontrolle sowie Training aufrechterhalten werden können. Darüber hinaus war es von evidenter Wichtigkeit, dass die erlernten Kampftechniken auch dazu geeignet waren, unter stressbeladenen Bedingungen wirksam angewendet zu werden.

Der Rückzug in das Zivilleben

Nach seinem Rückzug aus dem aktiven Militärdienst begann Imi damit, Krav Maga den zivilen Anforderungen anzupassen. Die Methode wurde auf jedermann zugeschnitten: Mann oder Frau, Junge oder Mädchen, junge Menschen oder Erwachsene, für jeden, der es im Ernstfall benötigen könnte, um sein rsp. ihr Leben zu retten und einen Angriff zu überleben und dabei möglichst einen geringen Schaden zu nehmen.

Imi gründete zwei Trainingscenter zur Verbreitung seiner Methode und fungierte parallel weiterhin als Berater sowie Ausbilder für die IDF undandere israelische Sicherheitskräfte. 1972 wurde der erste nicht-militärische Kursus für Krav Maga – Ausbilder am Wingate Institutfür Sport und Physical Education abgehalten. Seither hat sich die Methode dieser original israelischen Kampfmethode in vielen Bereichen in Israel sowie im Ausland verbreitet. Viele tausende Menschen wurden in den leicht zu erlernenden, schnörkellosen Selbstverteidigungstechniken des Krav Maga unterrichtet.

1978 gründete Imi gemeinsam mit seinen besten Schülern die „Israeli Krav Maga Association“ mit der Intention, die Methode in Israel sowie im Ausland zu verbreiten und ihren Wert für die Selbstverteidigung publik zu machen. Bis zu seinem Lebensende war Imi Präsident dieser Vereinigung.

Anfang der neunziger Jahre äußerte Imi den Wunsch, einen internationalen Krav Maga Verband zu gründen, um sein Wissen den Menschen auf der ganzen Welt weiterzugeben. Die rasche Gründung wurde von Imi, der hier in die Erfüllung seines Lebenstraumes sah, freudig begrüßt.

Bis an sein Lebensende im Alter von 87 Jahren arbeitete Imi mit der Unterstützung von Eyal Yanilov, dem Gründer sowie Chefausbilder des Verbandes, weiter an der Entwicklung von Krav Maga –Techniken und–Konzepten. Er beaufsichtigte persönlich das Training der höchsten Krav Maga-Grade und verbrachte seine Zeit mit den Ausbildern in Israel sowie denen, die zum Besuch nach Israel kamen.

Die Persönlichkeit des Großmeisters Imi Sde-Or fesselte Dritte durch seine Einzigartigkeit sowie seinen feinen Sinn für Humor. Er war ein begehrter Gesprächspartner, Lehrer und Ratgeber.

Imi verstarb im Januar 1998 im Bewusstsein, dass seine Lehre lebt und gedeiht.